Hommage an Edith Piaf begeistert
Hommage an Edith Piaf begeistert
„Au Bal des Amours“
Einen historisch interessanten und positiv stimmenden Abend boten am Donnerstag im Kulturhaus die bekannte Pariser Sängerin Catherine Le Ray und der Akkordeonspieler
Frédéric Langlais
Von Sunhild Salaschek
Ibbenbüren · Freitag, 20.10.2023 – 15:38 Uhr
Catharine Le Ray ist in Ibbenbüren keine Unbekannte. So ist es kein Wunder, dass fast 90 erwartungsvolle Hörer den Saal des Kulturhauses füllten. Dem France Treff war es in Zusammenarbeit mit der VHS gelungen, die bekannte Pariser Sängerin nochmals für ein Chanson-Konzert zu gewinnen, jetzt mit der Begleitung des anerkannten französischen Akkordeonisten Frédéric Langlais. Unter dem Titel „Au Bal des Amours“ begeisterten die beiden mit einer Hommage an Edith Piaf zu ihrem 60. Todestag.
In beeindruckender Bühnenpräsenz und dank ausdrucksstarker Stimme zeichnete Le Ray das erfüllte aufregende Leben Edith Piafs nach. Mit autobiographischen Erzählungen (in deutscher Sprache) sowie 20 Chansons, überwiegend im französischen Original brachte sie dem faszinierten Publikum die Freuden und Leiden, vor allem aber die Vielschichtigkeit von Piafs stets leidenschaftlicher Liebe nahe.
Le Ray imitierte Edith Piaf bewusst nicht, dennoch strahlte sie mit ihrer expressiven Stimme ein hohes Maß an Authentizität aus. Fast unbemerkt ließ sie zwischen die Chansons auch vitalen Sprechgesang einfließen und wechselte in den Erzählungen zeitweise zwischen der dritten Person und der Ich-Form.
Gleichzeitig pflegte sie den Kontakt zum Publikum, indem sie zum Beispiel einzelne Besucher ansprach, aber mit Namen aus Piafs Freundeskreis. Die Nähe zum Publikum gipfelte in einem gemeinsamen Tanz als Ausdruck der Lebensfreude (Les Flonsflons du Bal). Auch die meisten anderen Chansons zeugen mal mehr mal weniger von einer positiven Weltsicht nach dem Motto „Komme, was da wolle, etwas Gutes lässt sich fast immer finden“ (u.a.: La vie en rose, L’hymne à l’amour). Selbst beim Verlust ihres Ehemannes, des Boxers Marcel Cerdan, der bei einem Flugzeugabsturz ins Meer ums Leben kam, tröstet sie sich mit der Vorstellung, sie könnte sich mit ihm durch einen Fisch als Medium verständigen. – Ohne den Gedanken an einen Neuanfang zeigt sich nur das eindrucksvolle Lied „Les feuilles mortes – Autumn Leaves“ mit der Schlusszeile „…das Meer verwischt die Spuren!“
Neben den Ohrwürmern (z.B. „Mon Dieu“, „Padam, padam“ oder „Milord“) interpretierte Le Ray aber auch „das einzige Lied, das vor dem kommenden Fanatismus warnt“: (Tout fout le camp). Sie beschloss den Abend dann versöhnlich, wie auch Edith Piaf auf ihr Leben versöhnlich zurück blickte: „Non, je ne regrette rien“. Sie heiratete sogar quasi auf dem Totenbett noch ihren zweiten Ehemann Théo Sarapo. So endete dann auch Le Ray mit der Frage: Wozu ist die Liebe gut? (À quoi ça sert l’amour).
Zur Verdichtung der vielschichtigen Emotionen trug der Akkordeonspieler Langlais entscheidend bei. Seine Sensibilität und seine hervorragende Technik ermöglichten ihm auf einem speziellen Akkordeon auch ganz besondere Klangeffekte, sodass der Hörer zeitweise auch ein Klavier oder eine Orgel zu hören vermeinte. Die ideale Vervollständigung dieses aufregenden, historisch interessanten und positiv stimmenden Abends! Begeisterter Beifall!
IVZ 21.10.2023